Aus der Geschichte des Häringer Kohlenbergbaues (1766-1955)
„Bey Kufstein ein berg prinnen thuet…..“ so steht es schon im TIroler Landreim von Rösch v. Geroldshausen 1558 geschrieben – wohl der erste indirekte Hinweis auf das schon damals brennende Häringer Kohleflöz.
Auch lässt sich in alten Schriften nachlesen, dass sich die Bewohner von Häring, die an manchen Stellen des Dorfes auftretende „Erdwärme“, für die Züchtung von Frühgemüse für den landesfürstlichen Hof von Innsbruck zu Nutze machten.
Die „offizielle“ Entdeckung des Kohlevorkommens erfolgte allerdings erst mehr als 200 Jahre später durch einen Bergknappen namens Jakob Weindl.
Dieser war – inspiriert durch ein Preisausschreiben Kaiserin Maria Theresias - im Lengauer Graben auf das Kohleflöz gestoßen und begann ab dem Jahre 1760 als „Eigenlöhner“ mit dessen Abbau.
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Die Gewinnung der Kohle erfolgte anfänglich in einer kleinen Gewerkschaft im Tagebau an den Ausbissen des Flözes in ca. 800m Seehöhe, welche sich im Gebiet zwischen Längerer Bach und Barmbach befanden und noch heute stellenweise vorzufinden sind (siehe Bild oben).
Ein erster kleiner Bergwerksbetrieb wurde schließlich 1766 unter Führung der Herren v. Wallpach und Baldrioni errichtet. Dieser litt anfänglich jedoch unter enormen Absatzschwierigkeiten, da in jener Zeit in erster Linie mit Holz geheizt wurde und daher die Nachfrage an Kohle entsprechend gering war.
Mit der Umstellung der Haller Salinen auf Kohle-Feuerung durch den damaligen Salinenmeister Johann Josef von Menz gewann der Betrieb allerdings zunehmend an Bedeutung und ein erster Stollen, der Theresienstollen, wurde in seinem Auftrag 1769 angeschlagen.
Zur Absicherung des Salinenbetriebes kaufte der österreichische Staat 1781 das Kohlenbergwerk auf – Bergmann Weindl erhielt eine finanzielle Abgeltung sowie eine ständige Anstellung als Unterschaffer. In den darauffolgenden Jahren wurden nun etliche neue Stollen am Lengerer- und Barmhügel angelegt.
Bei einem Besuch des Bergwerks durch Erzherzog Johann, im Jahre 1800, standen bereits 10 Stollen in Betrieb – darunter der Franziskistollen
(seit 1784), als der weitläufigste sowie der Barbarastollen (seit 1792), als der tiefste Stollen, aus dem die beste Kohle gewonnen wurde.
Mit dem Anschlagen des Barbarastollens wurde auch die Tradition der Barbarafeier in unserem Ort eingeführt, die bis heute alljährlich am
4. Dezember, dem Namenstag der Heiligen Barbara, abgehalten wird.
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Während der Besetzung Tirols durch die Bayern, von 1806 bis 1814, kamen weitere Stollen hinzu – u.a. auch der Ferdinand – Stollen im Berggrübl–Revier (1810), der während dieser Zeit als Max Joseph-Stollen geführt wurde.
Der Abbau wurde intensiviert und bald eine Jahresproduktion von
ca. 10000 Tonnen erreicht, wobei in erster Linie nur Kohle der besten Qualität abgebaut wurde.
Unter bayerischer Herrschaft kamen die Häringer Bergleute auch erstmals zu ihren schmucken Uniformen - schwarze Bergkittel mit blauen Aufschlägen, die sie an Festtagen und bei Prozessionen zur Parade tragen mussten und in ähnlicher Form noch heute von der Knappenmusikkapelle (seit 1870) getragen werden.
Der Kohletransport:
Der Kohletransport zur Haller Saline, die über viele Jahrzehnte der Hauptabnehmer unserer Kohle blieb, erfolgte bis in die Mitte des 19. Jhds. fast ausschließlich per Schiff auf dem Inn. Die in Häring geförderte Kohle wurde dabei mit Fuhrwerken bzw. Schlitten nach Kastengstatt (Kirchbichl) transportiert und von dort aus mit insgesamt 12 von Pferden gezogenen Zillen stromaufwärts bis nach Hall transportiert.
Der Transport auf dem Inn, welcher ca. 16 Stunden dauerte, war nicht ganz ungefährlich und witterungsbedingt auch nur etwa 6 Monate im Jahr möglich.
Mit der Eröffnung der Bahnlinie Kufstein - Innsbruck 1858 und dem Bau einer eigenen Verladestation im Jahre 1861 fand die Kohleanlieferung per Schiff schließlich ihr Ende.
Die Erschließung des Kohlevorkommens:
Bis zum Jahre 1864 hin erfolgte der Kohle-Abbau ausschließlich im Barbara-Feld und den darüber liegenden älteren Abbau-Revieren links und rechts des Lengauer Grabens.
Aber schon 1799, als der Barbara-Stollen gerade fertiggestellt war, wurde die Idee geboren, das Kohleflöz noch wesentlich tiefer, und zwar von Bichlwang aus, zu unterfahren.
Dazu wurden 2 Untersuchungsgesenke entlang des Kohleflözes in die Tiefe getrieben. Nach ca. 45 Metern kam dieses Vorhaben allerdings aufgrund von starkem Wassereinbruch zum Erliegen. Man trieb daher einen Querbau durch das Kohleflöz und konnte sich dadurch einen Eindruck von dessen Mächtigkeit verschaffen. Die Ergebnisse waren sehr vielversprechend.
1826 ordnete die Stadler´sche Hofkommision in Wien erneut an, ein Untersuchungsgesenke abzuteufen, um genaueren Aufschluss über die Größe und Mächtigkeit des Kohlevorkommens zu erhalten. Unter
dem Haller Markscheider Pühringer wurde nun begonnen, vom Barbara-Horizont aus, das bestehende Untersuchungsgesenke Nr. 9 aus 1799 weiter in die Tiefe zu treiben.
Im August 1828 erreichte der als Schrägschacht angelegte „9er Schacht“ bereits eine Länge von 184m. Da der Großteil des Schachtes erfreulicherweise in der Kohle lag, drängte die Wiener Hofkammer, den Schacht so weit wie nur irgendwie möglich voranzutreiben.
Starke Wassereinbrüche sowie mangelnde technische Ausrüstung zur Wasserförderung brachten dieses Vorhaben allerdings im Jahre 1830, knapp 50m über der Innsole, zum Erliegen.
Nichts desto trotz waren die aus dieser Untersuchung gewonnenen positiven Erkenntnisse maßgeblich für den Entscheid zum späteren Bau des Erbstollens mitverantwortlich.
Der Erbstollenabau:
Im Jahre 1841 wurde der wohl wichtigste Stollen des Häringer Bergbaues, der 2665m lange Fürst Lobkowitz Erbstollen angeschlagen. Das umstrittene Projekt hatte zum Ziel, das Kohleföz von der
Innsohle aus zu unterfahren, um einen möglichst wirtschaftlichen Abbau zu ermöglichen und war nebenbei auch für die Wetterführung in der Grube sowie zum Abführen des Grubenwassers von größter
Wichtigkeit.
Der Bau dieses Stollens gestaltete sich allerdings unerwartet schwierig.
Neben matten Grubenwettern, die sich bereits nach 350m abzeichneten, kam es 1852 beim Bau des 2. Wetter-schachtes durch hereinrutschenden Sand und Geröll zu einem folgenschweren Unglück, das 2 Bergleuten das Leben kostete. Der Stollen wurde dabei über eine Strecke von 250m vollständig verschüttet und verzögerte den Vortrieb um ganze 2 Jahre.
Das Kohleflöz wurde am 1. Oktober 1864 bei Stollenlänge 2590m erreicht.
Der Stollen, der Häring mit Kirchbichl unterirdisch verbindet, wurde schließlich nach fast 30jähriger Bauzeit im Jahre 1869 fertiggestellt.
Die Bewetterung des Lobkowitz - Stollens erfolgte letztlich über 2 Wetter-schächte sowie dem 1870 aufgebrochenen Tagschacht („Winderl - Schacht“).
Der Kohletransport durch den Erbstollen fand nach seiner Inbetriebnahme im Jahre 1870 mittels Grubenhunten statt, die bis zum Jahre 1906 von Pferden, später dann mit Benzinlokomotiven und ab 1925 bereits mit E-Loks gezogen wurden. Etwa 250 Förderwagen waren zum Abtransport der Kohle in Verwendung.
Da die Abbaureviere der Perlmooser Zementwerke AG in unmittelbarer Nähe zum Kohleflöz lagen, kam es 1879 zum ersten Ansuchen um eine Mitbe-nützung des Erbstollens zur Rohsteinförderung. Dieses Vorhaben scheiterte zu jener Zeit jedoch an der Förderkapazität des Stollens.
Die PAG errichtete darum in Eigenregie 1889 eine 2,4km lange Drahtseilbahn, die vom Mundlloch ihres Maxstollens, quer über unseren Ort hinweg, bis ins Werksgelände
nach Kirchbichl führte.
Die Bremsberg - Förderung:
Bereits 1869 wurde der ersoffene 9er Schacht vom Erbstollen aus angebohrt, entwässert und im weiteren Verlauf zum Bremsberg ausgebaut.
Das Abbaugebiet zwischen Barbarahorizont und Erbstollenhorizont wurde in Folge in insgesamt 10 Abbau-Horizonte eingeteilt.
Über den Bremsberg war es nun möglich, aus den verschiedenen Abbau-Ebenen, die mit Kohle gefüllten Hunte mittels Winde auf das Erbstollen-Niveau abzusenken und von dort aus auszufahren.
Zur Steigerung der Förderleistung wurde 1892 noch ein zusätzlicher Bremsschacht parallel zum 9er Schacht angelegt, dessen Inbetriebnahme im Jahre 1893 erfolgte. Er erreichte eine Länge von 246m und hatte Zubau-strecken im 1., 3., 5., 7. und 9. Horizont.
Der Abbau im Erbstollenfeld ging dadurch sehr schnell voran und fand bereits im Jahre 1898 sein Ende.
Der Abbau im Querschnitt:
Das Kohle-Flöz fiel mit einer Neigung von 35° bis 60° gegen Nordwesten ab, wo es nach ca. 1200m Länge, knapp über dem Meeresspiegel, auskeilte. Es wies in der Horizontalen eine Breite von ca. 450 bis 1100m auf und hatte eine Mächtigkeit von durchschnittlich 4m, an manchen Stellen sogar 10 bis 12m. Die ca. 3 Millionen Jahre alte Braunkohle war stark schwefelhältig und zeigte sich teils als Pechkohle mit muscheligem Bruch, teils als schwarz glänzende Schieferkohle.
Der Tiefbauschacht:
Als der Abbau im alten Erbstollenrevier und den darüber liegenden Revieren zur Neige ging, wurde zwecks Erschließung tiefer gelegener Kohleschichten, die unterhalb des Erbstollenhorizontes lagen, 1893/94 der Tiefbauschacht an-geschlagen. Er erreichte eine Tiefe von 280m und diente von ca. 1900 bis 1913 zur Ausförderung der Kohle (auf den Erbstollen-Horizont) sowie zum Einfahren der Häringer Bergleute.
Da der Abbau im südlichen Bereich des Tiefbau-Feldes ziemlich rasch voran schritt, wurde nach Probebohrungen, im März des Jahres 1911 zusätzlich mit dem Bau des sogenannten Neuschachtes begonnen, um noch tiefer gelegene Kohleschichten anfahren zu können.
Der Neuschacht hatte seinen Maschinenraum auf Erbstollen-Niveau und ersetzte ab 1913 den Tiefbauschacht in seiner Funktion als Förderschacht.
Der Tiefbauschacht blieb allerdings bis 1928 zum Einfahren der Bergleute bzw. zum Einbringen von Schlämmversatz in Verwendung und wurde erst 1942 versetzt.
Die Grubenbrände:
Der Häringer Braunkohlenbergbau hatte im Laufe seines Bestehens viele schwere Krisen durchzustehen, welche vor allem durch die immer wieder auftretenden Grubenbrände verursacht wurden und eine ständige Bedrohung für das Bergwerk darstellten.
Diese Brände, welche durch Austritt giftigen Kohlenmonoxidgases auch mehrfach Menschenleben forderten, waren auf Selbstentzündung stark schwefelhältiger Kohleschichten mit dem darüberliegenden brennbaren Ölschiefer zurückzuführen und führten zu Betriebsstillständen, die zwischen ein paar Monaten und einem Jahr andauernden. Größere Brände gab es in den Jahren 1836, 1872, 1893, 1899, 1905 und 1926.
Im Jahre 1905, als ein Brand im Tiefbaufeld fast die gesamte Front der
I. Grundstrecke erfasste, musste zur Eindämmung des Brandes das gesamte Tiefbaufeld unter Wasser gesetzt werden. Erst nach einem Jahr konnte die Entwässerung erfolgen und der Betrieb in diesem
bedeutenden Abbau-Revier wieder aufgenommen werden.
Die Wirtschaftliche Bedeutung:
Neben den Haller Salinen, die in jener Zeit von den Kohlelieferungen aus Häring komplett abhängig waren, traten Ende des 19. Jhds. nun auch die Zementfabriken des Unterinntales als Großabnehmer immer stärker in Erscheinung und sorgten für stetigen Absatz.
Von größter wirtschaftlicher Bedeutung für Tirol erwies sich der Häringer Bergwerksbetrieb in den letzten Kriegs- sowie Nachkriegsjahren des
1. Weltkrieges. Als eines von wenigen Kohlebergwerken im Westen Österreichs konnten damit Spitäler, Schulen, Haushalte sowie auch die Eisenbahn mit Kohle versorgt werden.
Im Jahre 1921 erreichte das Werk eine Höchstproduktion von 42600 Tonnen. In dieser Zeit waren 441 Arbeiter und 35 Angestellte beschäftigt.
In den Folgejahren ließ die Nachfrage an Kohle – bedingt durch ausländische Konkurrenz - allerdings dramatisch nach.
Von 12 Eisenbahnwaggons Kohle pro Woche konnten nur mehr an die 10 Waggons abgesetzt werden. Auch die Gestehungskosten lagen mittlerweile deutlich über dem zu erzielenden Marktpreis.
Die Weltwirtschaftkrise:
Da der Staat als Besitzer kaum Investitionen tätigte, musste mit Ausbruch der Weltwirtschaftskrise, Ende der 20iger Jahre, auch der krisengeschüttelte Bergwerksbetrieb in Häring notgedrungen einem Spar- und Sanierungs-programm unterzogen werden.
Dies hatte zur Folge, dass im Jahre 1928 der Betrieb in Häring zur Gänze eingestellt und der Kohle-Abbau von nun an nur mehr über den Neuschacht bzw. Erbstollen von Kirchbichl aus durchgeführt wurde.
Über den Neuschacht wurden in den Folgejahren nun immer tiefer liegende, jedoch auch schwerer zugängliche Abbaugebiete erschlossen. 1937/38 wurden mit einer Schachttiefe von 451,4m bereits Abbaugebiete auf 51,1m Seehöhe (=16.Horizont) erreicht, d.h der Abbau lag dann bereits ca. 600m unter unserem Ort!
Da man in dieser Tiefe jedoch zunehmend auf seine technischen Grenzen stieß und auch auf längere Sicht keine rentable Förderung mehr möglich war, kam der Abbau auch in den darauf folgenden Jahren nur mehr unwesentlich über den oben genannten Horizont hinaus. Es wurde zwar 1939 noch der 17. sowie 18. Horizont erschlossen, der Abbau fand jedoch schwerpunktmäßig in den höher liegenden Abbau-Ebenen statt.
1941/42 schließlich wurde der Bergwerksbetrieb von der großdeutschen Wirtschaftsführung aufgrund seiner geringen Größe sowie
mangelnder Rentabilität zur Gänze eingestellt. Alle maschinellen Einrichtungen wurden demontiert, die Stollen vermauert, Schächte versetzt und Grundstücke und Gebäude
verkauft.
Die Bergleute wurden teilweise zum Kupferbergbau Brixlegg, zum Molybdän-Bergbau an der Alpeiner Scharte sowie zum Steinkohlebergbau am
Nößlachjoch verlegt. Einige wurden auch zum Kriegsdienst einberufen.
Der Kohlebergbau in der Nachkriegszeit:
Gegen Ende des 2. Weltkrieges, als die Kohleknappheit allerorts zunahm, erinnerte man sich wieder des liquidierten Häringer Bergwerkes.
Im Februar 1945 ließ man daher auf Geheiß des Gauhauptmannes Linert in den alten Bauen des staatlichen Glanzkohlenbergwerkes (beim Franziski-Stollen) einen kleinen Schurfbetrieb einrichten, welcher mit ca. 20 Mann begann und am Ende des Jahres bereits auf 100 Bedienstete anwuchs.
Mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde Häring sowie einem größeren Darlehen des Landes Tirols wurde noch im selben Jahr eine Anschluss-Seilbahn für den oberirdischen Transport der Kohle vom Franziski-Stollen zur PAG-Seilbahnrampe beim Max-Stollen errichtet. Die offizielle Inbe-triebnahme erfolgte am Barbaratag 1945 durch den Landeshauptmann von Tirol Dr. Alfons Weißgatterer.
Im März 1946 übergab das Land die Schurfrechte wieder der Knappschaft in Häring, die die „Genossenschaft Kohlenbergbau Häring reg. GmbH“ gründeten.
Bedingt durch die Anschaffung neuer Maschinen, der Errichtung der Anschluss-Seilbahn sowie dem Bau einer neuen Aufbereitungsanlage in Kirchbichl, kämpfte die Genossenschaft zwar anfangs mit enormen Schulden, konnte sich aber durch ihre stets aktiven Betriebsergebnisse finanziell ziemlich rasch wieder erholen.
Nach dem Franziski-Revier wurden 1947 auch die Barbara-Horizonte wieder angefahren und der Josefistollen im Barmhügel wieder eröffnet. Dieser wurde bis 1949 betrieben und diente vor allem zur Kohlen-versorgung der Holzfaserplattenfabrik in Wörgl.
Im Jahre 1948 wurde mittels großem finanziellen Aufwand eine neue Sortier-, Bunker- und Verladeanlage direkt beim Bahnhof Kirchbichl errichtet und in Betrieb genommen.
Ab 1949 erfolgte der Abtransport der Kohle nicht mehr mittels Seilbahn, sondern durch den zusammen mit der PAG neu in Stand gesetzten Erbstollen. Im „Erbstollenvertrag“ wurde zwischen den beiden Betrieben vereinbart, dass der Kohlebergbau in der Frühschicht, und die PAG in der Nachmittags- und Spätschicht den Stollen nutzte.
1951 wurde der sogen. Erbstollenpfeiler erstmalig in Abbau genommen und eine zusätzliche Wetterverbindung für den I. Tiefbau-Horizont über den Ostschacht und die XIVer-Querung hergestellt. Damit konnte auch einer der ehemals 17 Tiefbau-Horizonte wieder erschlossen werden. Immer wieder auftretende Brände verhindern jedoch die Ausbeutung des gesamten Horizontes.
Anfangs der 50iger Jahre bewegte sich die Jahresförderung im Schnitt zwischen 23000 und 28000 Tonnen und beschränkte sich - wie schon erwähnt - auf den Abbau von Restkohle-Pfeilern.
Das Ende des Häringer Kohlebergbaues:
Um den betrieblichen Weiterbestand zu sichern, führte die Genossenschaft 1951 eine Tiefenbohrung im „Niederholz“ durch, da man dort im Bereich des Tiefbaufeldes noch weitere unentdeckte Kohlevorkommen vermutete.
Das Ergebnis war aber leider keine Kohle, sondern eine warme Schwefelquelle, welche sich nach einem Gutachten, als die viertstärkste Quelle ihrer Art in Österreich entpuppte.
Aufgrund dieser ernüchternden Erkenntnis war somit an einen erneuten Abbau im „ersoffenen“ Tiefbaufeld nicht mehr zu denken.
Auch ein Schurf in der sog. „Fleckmulde“, die laut geologischer Gutachten keine größeren Kohlevorkommen erwarten lässt, hätte den Betrieb – wenn überhaupt - nur zeitweilig verlängern können und wurde daher nicht in Betracht gezogen.
Um für die weitere Zukunft der Genossenschaft vorzusorgen, wurde 1952 beschlossen, zusammen mit der Kupferbergbau Mitterberg Ges.m.b.H. die "Kupferbergbau Röhrerbichl OHG" zu gründen um dort die Wiedereröffnung eines im 18. Jahrhundert stillgelegten Silber- und Kupferbergbaues in Angriff zu nehmen.
Dieses Vorhaben scheiterte jedoch schon in seinen Anfängen. Lediglich Sondierungsstollen wurden getrieben und Probebohrungen durchgeführt.
1954 bahnte sich schließlich das Ende des Betriebes an. Ein großer Brand im Tiefbaufeld bedrohte wiederum die Arbeit in den Stollen. Alle Bemühungen der Bergleute, den Brand einzudämmen, scheiterten.
Da der Abbau dadurch praktisch zum Erliegen kam, und ein rentables Wirtschaften längerfristig ohnehin nicht mehr zu erwarten war, wurde der Bergwerksbetrieb im Jahre 1955 schließlich endgültig eingestellt.
Trotz sorgfältigen Abdichtens der Grube ist dieser Brand bis heute nicht zur Ruhe gekommen, und noch immer treten heiße Brandgase an verschiedenen Stellen im Ort zu Tage.
GLÜCK AUF!
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Verfasser: |
Hans-Peter Spitzenstätter 3. Auflage, ergänzt am 14.03.2011 |
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Literaturquellen: |
Alfred Löhmer - Geschichte des Häringer Kohlenbergbaues – Werk und Menschen 1953,
Diethard Raffl – Das Perlmooser Lokomotivdenkmal in Kirchbichl – Teil 2 Tiroler Heimatblätter
Festschriften der Knappenmusikkapelle Häring 1928 sowie 1954
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Fotos: |
Archiv Martina Pfandl Franz Höck, u.a...
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Anhang: